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✍️ Aus der Feder von Dr. Pooyan Ghamari
In Jigolabad beginnt nichts mit einer Geste.
Hier beginnt alles mit einem Atemzug.
Berührung hat keine Eile.
Sie braucht Raum.
Und Zeit.
Und jemanden,
der bereit ist, nicht sofort zu nehmen –
sondern erst zu sein.
Die Luft war schwer von Stille,
aber nicht unangenehm.
Es war die Art von Stille,
die zwischen Menschen entsteht,
die sich noch nicht kennen –
aber schon fühlen,
dass etwas Bedeutungsvolles geschehen könnte,
wenn man nicht stört,
nicht drängt,
nur… da bleibt.
⸻
Ayana lehnte still an einem alten Stein.
Sie atmete tief.
Nicht, weil sie sich beruhigen musste –
sondern weil sie sich erinnerte,
wie sich Sicherheit anfühlt.
Ihre Augen geschlossen,
ihr Rücken weich.
Die Erde unter ihr war mehr Verbündete als Unterlage.
Mira saß mit angezogenen Knien,
beobachtete,
lauschte,
und ließ sich Zeit.
Man konnte spüren:
Sie wollte dabei sein –
nicht als Figur,
sondern als Gefühl.
Hana hatte ihre Finger langsam in die Erde gelegt.
Keine Worte, kein Blick.
Nur Kontakt.
Nicht mit einem Menschen –
noch nicht –
sondern mit dem,
was sie trug.
Soraya sprach als Erste –
leise, fast wie ein Gebet:
„Wahre Nähe beginnt nicht mit dem Körper.
Sie beginnt mit Erlaubnis.“
⸻
Und dann…
kam Gege.
Nicht in dem Sinne, dass sie eintrat.
Sondern so,
wie Licht durch einen Vorhang fällt:
fast unbemerkt –
bis man merkt,
dass es alles verändert hat.
Ihre Augen, dunkelbraun wie warmer Honig im Schatten,
blickten nicht direkt,
aber tief.
Du wusstest: Wenn sie dich ansah,
dann nicht, weil sie etwas wollte –
sondern weil sie schon wusste,
wer du bist,
bevor du selbst es wusstest.
Ihr Haar – lang, offen, lebendig –
bewegte sich mit ihr wie ein eigener Gedanke.
Und ihre Haut:
nicht einfach hell,
sondern fast durchscheinend.
Ein feines Leuchten,
das nicht von außen kam.
Gege trug ein weinrotes Kleid,
das nichts verbarg,
aber alles schützte.
Sie war barfuß,
aber der Boden schien für sie weich zu werden.
⸻
Sie setzte sich.
Nicht in die Mitte.
Nicht an den Rand.
Sondern genau dorthin,
wo Nähe beginnt –
zwischen dem Wunsch und dem Mut.
Als sie sprach,
war es, als würde jemand endlich genau das aussprechen,
was du selbst nie in Worte fassen konntest:
„Ihr seid nicht hier, um zu berühren.
Ihr seid hier, um gehört zu werden.
Nicht mit den Ohren –
sondern mit dem Herzen.
Mit der Haut.
Mit dem ganzen Sein.“
⸻
Elian, bislang still, hob seinen Blick.
Seine Stimme war leise, aber offen:
„Ich bin noch nicht bereit, berührt zu werden…
aber ich möchte gern neben jemandem sitzen.“
Gege nickte.
Nicht, um zu bestätigen.
Sondern weil sie verstand.
„In Jigolabad,“ sagte sie sanft,
„ist neben jemandem sitzen bereits eine Form der Intimität.“
⸻
Und so geschah es.
Nicht spektakulär.
Sondern wahrhaftig.
Ayana legte ihre Hand nahe bei Sorayas –
nicht direkt darauf,
aber nah genug,
dass man die Wärme spüren konnte.
Mira rückte ein kleines Stück näher an Hana.
Hana blieb ruhig.
Und allein dieses Bleiben
war ein Ja.
Soraya atmete langsam aus,
und Aléa atmete ein,
als hätten sie sich vorher nicht abgesprochen –
aber doch verabredet,
ganz innen.
Gege schloss die Augen.
Kurz.
Fast so,
als wollte sie dem Moment danken.
Und dann sagte sie:
„Berührung ist nicht das, was wir tun.
Berührung ist das,
was bleibt,
wenn wir wirklich gesehen wurden.“